Während die “Camera obscura” seit dem 11. Jahrhundert Bilder durch ein kleines Loch in eine Dunkelkammer überträgt, galt es noch vor 200 Jahren als unvorstellbar, Bilder auf einer Matrix dauerhaft festzuhalten.
Die weltweit ersten Fotografien stellte der Franzosen Joseph Nicéphore Nièpce 1826 her. Doch erst die Erfindungen des Rollfilmes (um 1900) und der Kleinbildkamera im Jahre 1924 machten die Fotografie anwenderfreundlich und jedermann zugänglich.
Die Sofortbildkamera galt als nächste Revolution, blieb aufgrund der hohen Kosten für Geräte und Zubehör jedoch ein Nischenprodukt. Die erst vor wenigen Jahren aufkommendende digitale Fotografie schließlich ist mittlerweile ein Standard, dem sich kaum jemand entzieht: Da heute in fast jedem Mobiltelefon eine Digitalkamera eingebaut ist, kommen selbst Fotografie-Muffel in Versuchung, selbst auf den Auslöser zu drücken.
Fotografiekünstler im 20. Jahrhundert
Keine Kunstform kann ohne ihre technischen Grundlagen existieren. Spätestens wenn sich eine Technik jedoch als funktionell erweist, wird sie kreativ genutzt.
- So entdeckte Karl Blossfeldt(1865-1932) die noch junge Fotografie als faszinierende Möglichkeit der bildlichen Darstellung. Gemeinsam mit Moritz Meurer entwickelte er zwischen 1890 und 1896 die Grundlagen für die fotografische Bearbeitung von Pflanzen. Blossfeldts Bildbände “Urformen der Kunst” und “Wundergarten der Natur” befinden sich noch heute in vielen Bücherregalen.
- Auch Robert Leon Demachy(1859-1936) war ein früher Vertreter der Fotokunst. Im Gegensatz zu Blossfeldt legte er sich in seiner Kunst jedoch nicht auf ein Genre fest, sondern erschuf Aufnahmen von Landschafts- und Straßenszenen, “Menschen in Bewegung” und machte sich auch als Akt-Fotograf einen Namen. Demachy gilt als einer der ersten, die Fotografie als eigenständige Kunstform erkannten.
- Zu den wohl bekanntesten Fotokünstlern zählt Helmut Newton(1920-2004). Viele Nachdrucke seiner meist schwarz-weißen Aktfotografien sind bis heute beliebte Postermotive. Doch auch als Werbe- und Modefotograf bewies Newton den richtigen Blick für Details.
Fotokünstler des 21. Jahrhunderts
Dass die Fotografie auch nach der digitalen Revolution nichts von ihrer Aura eingebüßt hat, beweisen die Künstler Andreas Gursky und Thomas Ruff. Beide bedienen sich moderner Bildbearbeitungstechniken: Gursky setzt dabei oft auf die Montage mehrerer Bilder zu einem Gesamtwerk oder die surreale Vergrößerung einzelner Bildbereiche.
Ruff nutzt die digitale Bildbearbeitung außerdem auch zur Entfernung störender Details, etwa bei seinen Gebäudeansichten. In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch unsere Beitrag zur kreativen Malerei interessant.
Formen der Fotografie
Selten passt das Motto “Sex sells” besser als in der visuellen Darstellung. Dies trifft besonders auf die erotische Fotografie zu, gilt aber auch für Modeaufnahmen. Hier beeinflussen Model und Fotograf ganz maßgeblich das Kaufverhalten des Kunden, denn beide haben es in der Hand, das beworbene Produkt ins sprichwörtlich beste Licht zu setzen. Das Model sorgt zudem durch Mimik und Gestik für die gewünschte Resonanz beim Betrachter.
- Die Möglichkeit, Emotionen sogar in Nunancen zu transportieren, machte die Portraitfotografie für jedermann zu einer großen Bühne.
- Der Blick in eine Illustrierte genügt, um die Arbeit von Profis zu bewundern, geht es hier doch oft um Eventfotografie, wenn etwa die Hollywoodgrößen bei den Filmfestspielen abgelichtet werden.
- Schon früh fand die Panoramafotografie viele Freunde. Nicht jeder konnte sich einen Fotoapparat leisten, daher waren beispielsweise Ansichtskarten des Urlaubsortes eine schöne Erinnerung oder der passende Gruß an die Daheimgebliebenen.
- Einen zeitgeschichtlichen Nutzen hat auch die Kriegsfotografie: Aus vielen Kriegen sind spektakuläre Aufnahmen bekannt, die im Gedächtnis bleiben. Das wohl berühmteste Bild dieser Kategorie stammt aus Vietnam und zeigt ein nacktes Mädchen, das vor fallenden Napalmbomben flüchtet.
Mitterweile stellt die Fotografie eine, für jederman zugängliche, Kunstform dar. Mit den oben genannte Ausgestaltungen gibt es unterschiedliche Motive, aber auch noch viel weitreichendere Möglichkeiten. So lassen sich Bilder nachbearbeiten, verfeinern oder gar manipulieren.